St. Nikolaus
Großaitingen. Mächtig erhebt sich auf dem höchsten Punkt des Ortes die Pfarrkirche St. Nikolaus und Walburga. Bereits um das Jahr 800 wird ein Kirchenbau aus Holz an dieser Stelle vermutet. Doch erst um das Jahr 1200 entstand ein großer Kirchenbau aus Stein, von dem die untersten drei Geschosse des Kirchturmes und Teile der südlichen Langhauswand erhalten sind. Dieser Turm wurde in der Folgezeit mehrmals aufgestockt und erhielt im Jahre 1501 sein heutiges Aussehen mit Satteldach und den schönen kugelbekrönten Fialen. 1699/1700 wurde der Chorraum von Mathias Stiller aus Ettringen neu errichtet. Das Langhaus wurde erst 1749/1750 von Franz Kleinhans aus Unterpinswang bei Füssen erbaut. In den folgenden Jahren wurde die gesamte Kirche einheitlich im Stil des Rokoko ausgestattet, wobei bekannte Künstler beteiligt waren. 1753/54 wurde der ganze Raum von Franz Xaver Feichtmayer d.Ä. mit dem typischen überschäumenden Rocaillestuck überzogen. Die Fresken steuerte 1754 Balthasar Riepp aus Reute bei. Sie stellen im Chor „Maria Aufnahme in den Himmel“ dar. Dabei ist bemerkenswert, dass der Heilige Geist nicht als Taube, sondern in Gestalt eines Jünglings mit sieben Feuerzungen um sein Haupt gemalt ist. Diese Art der Darstellung basiert auf einer Vision der Hl. Kreszentia aus Kaufbeuren und ist äußerst selten zu finden. Im ersten Langhausfresko sehen wir die „Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes“. Das große Mittelfresko zeigt die Kirchenpatrone St. Nikolaus und St. Walburga als Fürsprecher der ihnen anvertrauten Gemeinde. Im Gemälde über der Orgel ist schließlich König David mit der Harfe, umgeben von musizierenden Engeln zu sehen. Zwischen 1756 und 1758 wurde auch die Altarausstattung vollendet. Dominikus Bergmüller aus Türkheim fertigte die Altaraufbauten. Nur beim Hochaltar ist ziemlich sicher, dass Ignaz Hillenbrand aus Türkheim die figürlichen Teile schuf, während bei den Seitenaltären ein anderer, bisher nicht bekannter Künstler, wohl auch aus Türkheim, beteiligt war. Im Altarblatt des Hochaltares ist die Kreuzigung Jesu zu sehen. Dieses Gemälde stammt von Liberat Hundertpfund von 1858. Zu Seiten dieses Bildes stehen die Skulpturen des Hl. Gregor des Großen (links) und des Hl. Nikolaus (rechts). Im Auszug Gottvater mit der Weltkugel, umgeben von Engeln und Putten. Der linke Seitenaltar ist der Marienaltar. Das Altarblatt von Waldemar Kolmsperger von 1906 zeigt den Hl. Papst Pius V. vor Maria den Rosenkranz betend. Die Skulpturen zeigen die Eltern Mariens, die Hl. Anna (links) und den Hl. Joachim (rechts). Im Auszug befindet sich Erzengel Michael. Der rechte Seitenaltar ist der Bruderschaftsaltar. Im Altarblatt von Liberat Hundertpfund von 1858 sind die Bruderschaftspatrone St. Sebastian und St. Antonius von Padua vor Jesus dargestellt. Das Gemälde wird flankiert vom Hl. Johann Nepomuk (links) und dem Hl. Franz Xaver (rechts). Im Auszug der Hl. Wendelin. Bemerkenswert ist auch die zeitgleiche Kanzel, ebenfalls von Dominikus Bergmüller, mit ihrem auffallend langen Kanzelgang. Am Kanzelkorb sind vier Putten mit den Symbolen der vier Evangelisten zu sehen. Auf dem Schalldeckel befinden sich viele Putten, welche die Gesetzestafeln mit den zehn Geboten umgeben. Gegenüber der Kanzel eine sehr qualitätvolle Skulpturengruppe: Jesus am Kreuz, darunter eine schmerzhafte Muttergottes. Im ganzen Kirchenraum sind Figurennischen verteilt. In den Nischen im Chorraum stehen die vier Kirchenväter. Links der Hl. Augustinus und der Hl. Gregor der Große. Rechts der Hl. Hieronymus und der hl. Ambrosius. Diese Skulpturen stammen von Ignaz Hillenbrand von 1756. In den Nischen des Langhauses befinden sich die 12 Apostel aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sowie ein Christus Salvator. An den Langhauswänden hängt auch ein schöner Kreuzweg von 1907, mit der selten anzutreffenden 15. Station (Kaiserin Helena). Im rückwärtigen Teil der Kirche sind die beiden Emporen. An der unteren Empore Darstellungen der bedeutendsten Propheten (von links: Jesaia, Jeremias, Johannes der Täufer, Ezechiel und Daniel. An der oberen Empore ein Bilderzyklus mit der Schöpfungsgeschichte. Auf dieser Empore steht auch die Orgel. 2007/08 schuf Orgelbaumeister Josef Maier aus Hergensweiler ein neues Orgelwerk im originalen Gehäuse von 1754/55. Bemerkenswert sind auch die vier Beichtstühle und das Laiengestühl aus der Erbauungszeit mit ihrem reichen Rokokodekor, sowie in einer Chornische ein überlebensgroßer Christus an der Geißelsäule.